Logo-FFA-neue-Homepage-1 (1)

Fotofreunde
Altbach

Fotofreunde
Altbach

Fotofreunde
Altbach

Abschied von den Diaschauen

Wie ich mir meine Erinnerung zurückholte

Ja, ich habe es nun auch getan. Ich habe mich getrennt. Die Beziehung war in den letzten Jahren doch nahezu auf den Nullpunkt abgekühlt.

Deshalb sind nun alle meine Karusell-Diaprojektoren mitsamt Magazinen, sowie sämtliche CDs und Musikkassetten, auf denen die Diaschauen gespeichert waren, nicht mehr Bestandteil meines Hausstandes. Ganz leicht fiel mir die Entscheidung allerdings nicht. Mit Wehmut habe ich nach längerem Abwägen, meine schönen Dias, hochwertig in WESS-Rähmchen gerahmt, in der Mülltonne abgelegt. Ich bin hier sicher nicht der erste, der das nun getan hat. Aber bestimmt trägt noch so manch einer denselben Kampf mit sich aus.

Meine Urlaube seit den 1980er Jahren waren das in der Hauptsache. Reisen die mich in viele Ecken von Europa, in die USA, nach Kanada, Neuseeland und auf die Seychellen führten. Jeweils mehrere Bleibeutel voller Diafilme führte ich damals mit. Vor Ort belichtet, zu Hause gesichtet, geschnitten, gerahmt und aufwändig mit den, im Vergleich zu heute, noch sehr umständlichen Anfangsprogrammen aus dem Hause Stumpfl programmiert. Das war mal alles sehr wichtig. Angeschaut und vorgeführt wurden sie anfänglich häufig. Im Fotoclub und zum Teil auch recht erfolgreich zu Werbezwecken mit örtlichen ADAC Reisebüros. Das war eine gute Zeit.

Mit der Zeit aber verblasste die Euphorie. Es befriedigte nur noch das Wissen um den Besitz. Alles war immer noch fertig zum anschauen in Karusell Magazinen aufbewahrt. Im Keller harrten diese Schauen mit den Jahren jedoch immer länger darauf, mal wieder hervor geholt und betrachtet zu werden. Zuletzt passierte das gar nicht mehr. Dann wurde die Zeit digital und ich war damit beschäftigt, Neues zu gestalten. Das Alte war zwar nicht vergessen, aber es schwand die Bereitschaft den doch nötigen Mehraufwand für die Vorbereitung für eine Diaschau zu betreiben.

Wenn ich mich dann dennoch einmal aufraffte, die Magazine aus dem Keller zu holen, war die Enttäuschung groß, dass doch wieder Staubfusel den Sehgenuss beeinträchtigten. Ich habe nie begriffen, wie diese „Unholde“ trotz einpacken der Magazine in Plastikfolie und Aufbewahrung im Original KODAK-Karton zwischen die Gläser kommen. Beim letzten Mal vorführen waren die Bilder ja schließlich picobello sauber, darauf wurde immer penibel geachtet. Zudem sammelte sich trotz eingelegter Silica-Gel Beutel auch noch Feuchtigkeit zwischen den Gläsern. Jeder Dia-Fotograf kennt sie noch, die über das Bild mäandernden, schwarzen Flecken, schmutzigen Fingerabdrücken gleich. Die Magazine mussten deshalb immer erst noch einige Stunden auf der Heizung vorgewärmt und getrocknet werden. Wenn das nicht half, mussten die Rähmchen geöffnet und die Gläser geputzt werden; und das sehr oft. Das war früher alles mal Standard. Lästig zwar, aber nicht zu ändern.

Die Argumente für eine Trennung nahmen überhand. Somit blieb nur eine Möglichkeit. Die Schauen mussten auf die Festplatte umziehen. Ganz in die Tonne kippen wollte ich die Erinnerung dann doch nicht.

Aber schon beim groben Überschlagen wurde mir klar, dass ich den Aufwand der Digitalisierung aller Bilder nicht betreiben wollte. Eine Neuprogrammierung der Schauen mit vielen tausend Dias wäre ja auch noch nötig geworden. Zeitlich und finanziell war das keine Option. Das Leben ist, zumal im fortgeschrittenen Alter, zu kurz um sich nur mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Ich sah für mich also nur den Ausweg, die Schauen ein letztes Mal über die Projektoren laufen zu lassen und abzufilmen. Den Kompromiss der eingeschränkten Bildqualität gegenüber den Originaldias ging ich bewusst ein. Den Ton hatte ich zuvor separat von den Kassetten und CDs in jeweils neu angelegte WINGS Schauen überspielt.

Die Dias sind zwar nun weg, aber ich habe mir meine Erinnerung wieder näher zu mir zurück geholt.

Unter dem Strich bin ich nun erleichtert über die Entscheidung. Ich kann mich neuen Projekten zuwenden und wenn ich mal in Erinnerungen schwelgen will, hole ich sie mir mit wenigen Handgriffen und Mausklicks in den Beamer und freue mich daran. Das wird nun künftig sicher wieder öfter geschehen.