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Fotofreunde
Altbach

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Kommunikation im Wandel

Wieviel Tonbildschau steckt noch in unserer AudioVision?

Bei der kritischen Durchsicht meines Bücherregals in diesem Winter, fand ich unter anderem ein kleines, vergilbtes Büchlein mit dem Titel:
„Dia&Tonbildschau. Idee, Technik und Projektion“.
Es stammt natürlich aus der 80-ern und ist ein potentieller Kandidat für die Altpapiersammlung. Ich hatte es spontan schon auf den „Adieu-Stapel“ sortiert.

Doch dann war da wieder dieses Zögern; noch ein kurzer Blick vielleicht, zum „Abschied“ nochmal durchblättern?! Und dann blieb ich doch hängen. Überflog das Inhaltsverzeichnis, las die Randbemerkungen die ich selbst seinerzeit angebracht hat. Ich erinnerte mich an die ersten Versuche der Umsetzung so mancher Tipps und rutschte immer tiefer in die Gedanken an Früher, als alles anfing mit der Dia-Überblendung.

Überschriften wie „Die Gestaltung von Tonbildschauen mit einem Projektor“ las ich da. Ja klar, das gab es wirklich mal, da war ich voll dabei. Selbst mit dem spärlichen Equipment von anfänglich nur einem Projektor und händischer Weiterschaltung, entstanden, durch bewusste Aneinanderreihung von Bildern und Hinzufügung von Text, Musik und Geräuschen, damals noch unabhängig separat dazu abgespielt, ein wirkungsvolles Medienerlebnis. Natürlich kamen mit der Zeit immer mehr Projektoren hinzu.

Die Sortierung der Bilder in verschiedene Sequenzen erhöhte die Dramaturgie der Darbietung weiter. Eine Geschichte, dem roten Faden folgend, (auch dieser Begriff findet sich im Buch) entstand. Diese hatte eine Einleitung, einen Mittelteil und einen Schluss. Damit konnte man Spannungsbögen erzeugen.
So überholt ist das alles doch gar nicht, dachte ich mir.

Die im Buch beschriebene Vorführtechnik ist natürlich Geschichte und taugt nur noch für sentimentale, schmunzelnde Rückblicke. Dass AV-Schauen einmal Diaporama hießen, man sekundengenau die Texte auf Band sprach und für viele Überblendeffekte erst Dia-Duplikate anfertigen lassen musste ist heute kaum mehr vermittelbar.
Aber das erzählen darüber, so meine eigene Erfahrung, bewirkt eine Art Bewunderung bei Gesprächspartnern, die in der Zeit vielleicht noch nicht  fotografierten, geschweige denn an Tonbildschauen dachten.

Der Autor des Buches, Hartmut Sieper, stellte auch die Frage in den Raum, die heute noch für jeden AV-Produzent von Bedeutung ist. „Warum und für wen will ich die Tonbildschau produzieren, welchen Sinn gibt das?“
Natürlich für mich; so wie das alle sagen.
Aber schon bei der Verwandtschaft als Zuschauer kann etwas mehr nachdenken vor Langeweile oder gar Blamagen bewahren.
Um Menschen zu locken, zu interessieren und zu begeistern haben gerade solche Überlegungen eben doch immer noch ihre Wichtigkeit, genauso wie vor 40 Jahren.

Die Sichtweisen sind natürlich moderner geworden, die Bilderzeugung digital. Damit sind die Aufnahmen schneller verfügbar, die Verwendung/Verwertung und Bearbeitung geschieht individueller. Und die KI macht sogar Bilder ohne zu fotografieren.

Aber wie die „Tonbildschau“, ist auch heute die „AV-Schau“ eine Form der Kommunikation zwischen Menschen. Ich kann dem Betrachter, mit meinen AV-Geschichten meine eigenen Sichtweisen zu einem Thema vermitteln. Ich kann, im besten Fall, gut unterhalten; sogar auch Emotionen erzeugen.

„Die Ästhetik der Überblendung, das Dritte Bild“, erzählt Herr Sieper, „erfordert gezieltes fotografieren“. Heute ist dieser Punkt zwar immer noch wichtig aber nicht mehr vollständig ausschlaggebend, da Bilder leicht nachbearbeitet, Bildteile einfach ausgeschnitten und an den gewünschten Platz gesetzt werden können. „Harmonische Überblendung von kompletten Bildern ist“, so der Autor,  „sehr erstrebenswert, da sie von hohem fotografischem Gefühl zeugt“.

„Der richtige Zeitpunkt für das Ende einer Vorführung“, so ein weiteres Zitat aus dem Buch, „ist dann, wenn der Wunsch nach Weitermachen beim Publikum noch größer ist als der Wunsch zum Aufhören“. Hört sich pragmatisch an, ist für uns AV-Autoren aber, wenn wir ehrlich sind, manchmal schwer umzusetzen. In die eigenen Bilder verliebt sind wir doch alle.
Wie weit künftig diese Fotos von Retortenbildern verdrängt werden, wird die Zukunft weisen.

Schließlich lese ich noch, man solle mit Spaß an die Sache gehen und übertriebenen Ernst und Ehrgeiz vermeiden. Ein gutes Schlusswort wie ich finde.

Auf jeden Fall weiß ich nun, dass dieses kleine Büchlein weiterhin in meinem Regal verbleiben wird, und sei es nur um damit gelegentlich von alten Zeiten zu träumen.