Wir wollten mal etwas Neues ausprobieren und dazu beschlossen wir ein ganz persönliches „Fotoprojekt“ zu starten.
Zuerst überlegten wir uns ein Thema, von dem wir beide glaubten, dass es uns ein ganzes Jahr – also 52 Wochen – gut beschäftigen würde.

Wir einigten uns auf „Portraits“ und auf folgende Spielregeln: Jeder von uns muss ein Portrait pro Woche jeweils vom Partner machen.
Letztmögliche Abgabe ist immer Sonntagnacht 0 Uhr! Es sollte interessant, lustig, ausgefallen oder schräg sein. Eben immer ein anderes Portrait. Und der Partner darf es nicht boykottieren oder ablehnen, egal was der Fotograf verlangt. Soweit so gut.
Die ersten Wochen waren spannend und jeder von uns hatte schon ein paar Ideen, die er fotografisch umsetzen wollte. Manches Portrait klappte auf Anhieb, bei anderen war die Umsetzung eher schwierig. Doch wir hatten einen Riesenspaß an der Sache und puschten uns auch gegenseitig.

Hier nur ein paar Beispiele: ich hatte die Idee, ein Portrait von Günther im Seitenprofil zu machen, mit tropfendem Quark-Sahne-Gemisch im Gesicht. Also sagte ich eines Abends – Günther ich mach jetzt mein Portrait für diese Woche komm doch mal ich die Küche… dort war bereits eine große Schüssel mit besagten Quark-Sahne-Gemisch vorbereite. Natürlich auch meine Kamera. Die Anweisung für Günther war nun folgende. Er sollte mit dem Gesicht in die Quark-Sahne-Mischung, dann schnell den Kopf hochheben und ich schoss mein Portrait! Es war ein Heidenspaß und wir hatten viel zu lachen.

Einige Wochen später kam die Revenge von Günther. Er meinte, mein Portrait diese Woche macht ein bisschen Sauerei, vielleicht gehen wir dazu doch lieber auf den Sportplatz… ich war gespannt. Dort angekommen bekam ich eine Hand voll Mehl und die Anweisung: auf mein Kommando das Mehl aus den Händen pusten. Günthers Kamera ratterte mit Motor.

52 Wochen so ein anspruchsvolles Projekt durchzuhalten war nicht immer ganz einfach. Aber wir haben uns gegenseitig unterstützt und auch mal den Anderen positiv gestresst, wenn mal einer von uns keine Lust hatte oder die Ideen fehlten. Unser Endresultat war jedenfalls sehr beeindruckend und wir druckten ein 1,20 x 0,80 cm großes Wandbild mit einigen ausgewählten Lieblingsportraits. Da uns dieses Projekt so viel Spaß gemacht hat folgten in den nächsten Jahren noch weitere Jahresprojekte wie z.B. „Essbar“, „Etwas Rotes“ oder unser laufendes Jahresprojekt „Schilder“. Durch so eine Aufgabenstellung geht und fährt man mit einem ganz anderen Blickwinkel durch die Landschaft oder entdeckt viel Neues in den Städten.

Wir können anderen Fotografen nur sagen: Traut euch einfach auch mal so ein Projekt zu. Am Besten zu zweit, dann klappte es besser mit der Überwindung des inneren Schweinehundes. Wir wünschen euch jedenfalls viel Freude beim überlegen eines geeigneten Themas und bei der Umsetzung.